Ablaß sollte, seiner anfänglichen Errichtung nach, nichts an-
ders scyn, als eine nach geschehener Neue und Buße eines
Sünders ihm crtheilte Vergebung seiner Ucbertretungen,
doch mit dem Vorbehalt eines künftigen bessern Lebens-
wandels, und nur für solche Sünden, von denen los zu
.sprechen der Papst sich allein Vorbehalten hatte. Bald aber
wurde der Ablaß auch auf alle übrigen Sünden, auf die
Aufhebung gcthaner Gelübde, auf die Befreiung von kirch-
lichen Gebräuchen ausgedehnt. Da mit dem Ablaß vieler
Unfug getrieben und vieles Geld nach Rom gezogen wor-
den war, so setzten sich doch die deutschen Fürsten zuweilen
dagegen, und die Papste mußten von Zeit zu Zeit einen
neuen Vorwand erfinden, um den Einspruch bei ihrem Ab-
laßhandel zu vermeiden. Mehrmals hatte schon der Tür-
ken krieg zum Vorwände dienen müssen, doch da das zu-
sammengebrachte Geld nie dazu angewandt wurde, sondern
stets in den Scckel des Papstes fiel, so war schon einmal
1501 dem Papst Alexander Vi. von den deutschen Für-
sten die Bedingung vorgeschrieben worden, daß er § der
Ablaßgelder in Deutschland lassen mußte. Dennoch
versuchte der verschwenderische Papst Leo X. aufs Neue
den Ablaßhandel in Gang zu bringen und nahm zum Vor-
wand den Ausbau der Peterskirche zu Rom. Damit seine
Geldschneiderei aber um so besser Fortgang haben möchte,
so ernannte er den Kurfürsten Al brecht von Mainz, der
auch zugleich Erzbischof von Magdeburg und Administra-
tor von Halberstadt war, zu seinem Oberbevollmachtig-
ten und ließ ihm einen Theil vom Gewinn. Kurfürst Alb-
recht, ein Bruder des Kurfürsten Joachim von Bran-
denburg, war ein verschwenderischer Herr, der seiner
Prachtlicbe wegen mit den Einkünften seiner drei reichen
Erzbisthümcr und Bisthümcr nicht auslangte, und dem
daher der neue Zuschuß durch den Ablaßkram ganz er-
wünscht kam. Er bestellte für die Lander Meißen und
Thüringen den Dominikanermönch Johann Tezel,
einen lasterhaften und frechen Menschen, der auf eine
marktschreierische Weise den Leuten die Ablaßzettel auf-
schwatzte und sie alle ohne Bedingung zur Buße und Bes-
serung, ja sogar für Sünden, die sie noch begehen wollten,
verkaufte. Dadurch machte er alles Gute, was gewissen-
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Vi Alexander Leo_X Leo Joachim_von_Bran- Johann_Tezel Johann
Extrahierte Ortsnamen: Rom Deutschland Rom Mainz Magdeburg Halberstadt
154
mals Keinem recht war; doch hatte nun der Kurfürst schein-
bar des Kaisers Willen erfüllt und auf die Einführung
drang er nicht mit Strenge. Er wußte den schlauen und
argwöhnischen Kaiser so listig zu täuschen, das derselbe ihm
nicht nur gewogen blieb, sondern ihn sogar zum Feldherrn
des Neichsheeres ernannte, welches die gegen die Stadt
Magdeburg ausgesprochene Neichsacht vollziehen sollte.
Es wurde deshalb nicht nur ein bedeutendes Heer unter sei-
nen Befehl gestellt, sondern er erhielt auch aus derneichs-
kaffe zur Ausrüstung 100,000 Goldgulden und zur Unter-
haltung des Heeres monatlich 60,000. Der Kaiser ver-
traute, dem Kurfürsten Moritz diese Unternehmung beson-
ders darum, weil er diese Stadt, die der stärkste Stütz-
punkt der Reformation war, unter jedem Beding zu über-
wältigen und zu züchtigen wünschte, welches aber nur durch
einen so einsichtsvollen und tapfern Feldherrn geschehen
konnte, als Moritz es war, denn die Stadt war unge-
mein befestigt und die Bevölkerung zahlreich und kriegerisch.
Mit einem Heere von 18,000 Mann, welches aber nach
und nach bis auf 25,000 Mann verstärkt wurde, begann
Moritz am 29. November 1550 die Belagerung von
Magdeburg, die er auf eine schlaue Weise in die Länge
zu ziehen wußte, und während welcher er insgeheim Bünd-
nisse mit dem jungen Landgrafen von Hessen, Wilhelm,
mit Johann Al brecht von Mecklenburg, mit Al-
brecht von Brandenburg - Kulmbach, endlich auch
zu Friedewalde am 15. Oktober 1551 mit König Hein-
rich Ii. von Frankreich zu Stande brachte. Dem letz-
tem gestand ec leider die Eroberung der zum deutschen
Reiche gehörigen Städte Cambray, Metz, Toul und
Verdun mit ihren Gebieten zu, wodurch zuerst den Fran-
zosen der Eingang zum deutschen Reiche geöffnet und
der Anlaß zu jahrhundert langen Kriegen gegeben wurde.
Der Kaiser hatte untecdeß mit Ungeduld auf die Eroberung
von Magdeburg geharrt, und Moritz, der überdem
von Kundschaftern umgeben war, durfte nun nicht länger
zögern. Er war aber schon längst mit der Stadt im ge-
heimen Einverständnisse und bewilligte ihr in der Kapitu-
lation vom 9. November 1551 einen so billigen Vergleich,
dass die kaiserliche Partei höchst unzufrieden darüber war.
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Extrahierte Personennamen: Moritz Moritz Moritz Wilhelm Johann_Al_brecht_von_Mecklenburg Johann Moritz
Extrahierte Ortsnamen: Magdeburg Magdeburg Hessen Brandenburg Kulmbach Frankreich Magdeburg
203
konnte den polnischen Thron besteigen, aber dem war
schon vorgebeugt, denn unerwartet war der Kurfürst nach
Wien gereist und hatte am 23. Mai zu Baden der lu-
therischen Religion entsagt und die katholische ange«
nommen. Vor ihm hatte dieß schon sein Netter Christian
August von Sachsen - Zeiz gethan, der Bischof von
Raab geworden war, in dessen Hände er den Glauben
seiner Väter abschwur.
Vierunddreißigstes Capitel.
Sachsen unter König August It. von Polen;
von 1697 bis 1733.
Die polnische Krone war um einen ungeheueren
Preis erkauft worden; ohne die geheimen Bestechungen wur-
den beinah öffentlich 10 Millionen polnische Gulden be-
zahlt, dann war auch die Unterhaltung von 6000 Mann,
die Errichtung einer adeligen Kriegsschule, der Neubau und
die Instandsetzung einiger Festungen, alles'auf sächsische
Kosten, versprochen worden. 8000 Sachsen dienten im
kaiserlichen Heere, andere 8000 gingen nach Polen, um
die Wahl zu unterstützen und die Krönung kostete abermals
unermeßliche Summen, die Kleidung des Königs war allein
über 1 Million Thaler an Werth. Das Alles mußte Kur-
sachsen bezahlen, welches die Leidendes 30jährigen Kriegs
noch bei Weitem nicht überwunden hatte und noch schwer von
den Schulden, die der Aufwand seiner 3 letzten Landesherrn
verursacht hatte, bedrückt wurde. Mehr noch, als durch die-
ses wurden die Sachsen durch den Uebertritt ihres Landes-
herrn zur katholischen Religion in Furcht und .Trauer
versetzt, ohnehin, da der König den katholischen Fürsten
Egon von Fürstend erg zu seinem Statthalter ernannte.
Zwar beruhigte August Ii. durch wiederholte Reverse,
daß in der Religion alles beim Alten verbleiben sollte, und
entsagte dem Directorium der evangelischen Stande, welches
anfangs der Herzog Friedrich von Gotha, dann der
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Extrahierte Personennamen: Christian
August August Raab August Egon_von_Fürstend August Friedrich_von_Gotha Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Wien Sachsen Sachsen Polen Sachsen Polen Sachsen
204
Herzog Johann Georg von Sachsen - Weißen-
sels übernahm, und das endlich dem evangelischen Geheimen-
rath in Dresden übertragen wurde. Allein es blieb doch
nicht ohne einige Zumuthungen, die nur durch die große
Standhaftigkeit der geistlichen Behörden und der Stande
ohne Folgen blieben. Auch wurde ein, die Rechte der
Stande beeinträchtigender .Revisionsrath errichtet, der
zu großen Beschwerden veranlaßte und dessen Aufhebung
die Stände 1700 -durch die Bewilligung einer Million Gul-
den erkauften.
Wie nachtheilig die neue Krone dem Kurfürstenthume
Sachsen wurde, ist aus den Veräußerungen ersichtlich,
die Friedrich August machte, um das nöthige Geld zur
Behauptung seiner Würde zu erhalten. Seine Ansprüche
an das Herzogthum Sachsen Lauenburg verkaufte er
an Braunschweig - Lünebur'g für 1 Million und
100.000 Gulden, die Erbvogtei über Quedlinburg und
die Aemter Lauenburg, Levenberg, Gersdorf und
das Reichsscholzenamt in Nord hausen für 300,000
Thaler an Brandenburg, und die Landeshoheit über
den albertinischen Antheil an Henneberg am 4.
September 1700 an den Herzog von Sachsen -Zeiz für
43.000 Thaler, am 10. März 1698 das Amt Petcrsberg,
den letzten Rest der alten wetti nischen Stamm-Graf-
schaft für 40,000 Thaler an Brandenburg auf Wieder-
kauf, 1698 das Amt Borna an den Herzog von Gotha
für 45,000 Gulden, das Amt Gräfen Hein ich en für
45.000 Thaler an die Fürstin Henriette von Anhalt-
Dessau; an Hannover den Antheil an der Grafschaft
Mansfeld für 600,000 Thaler 1707, an Sachsen-
Weimar 1712 das Amt Pforta für 100,000 Gulden.
Doch wurden diese 4 letzteren Veräußerungen spater wieder
eingelöst. Noch andere Mittel, Geld aufzutreiben, wurden
versucht, so unter andern die Errichtung der Depositen-
bank, für welche die Geleits -Accise, Hütten - und Farben-
werke zur Sicherheit verpfändet wurden, doch da die Stän-
de mit Ernst darauf bestanden, daß keine gerichtlichen De-
positen und Gelder von Unmündigen, Kirchen und frommen
Stiftungen mit hineingezogen werden sollten, worüber sie
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Extrahierte Personennamen: Johann_Georg_von_Sachsen Johann Friedrich_August Friedrich August Hein Ernst
105
ausbrachen, wurde auch Kurfürst Friedrich einigermaßen
verwickelt« Er hatte 1508 das Amt Kapcllendorf für
8000 Gulden wiederkauflich an sich gebracht, da der Ma-
gistrat, wegen übler Verwaltung des Stadtvermögens, in
große Schulden gerathen war. Die Bürgerschaft gerieth
mit dem Rath in Zwiespalt, erregte Unruhen und die Stadt
wandte sich an Main';; Friedrich aber ließ die Main-
zer Abgeordneten auffangen und nach Hause senden. Es
kam nun zum völligen Aufruhr, das sogenannte tolle
Jahr; die Universität wurde geplündert und die Unruhen
wahrten bis 1516. Kursachsen behauptete aber in dem
Vergleich zu Naumburg seine Schutzgerechtigkeit über
Erfurt und vermehrte seine Rechte.
, Auf dem Reichstage zu Kostnih erlangte Kurfürst
Friedrich die Anwartschaft auf die Erbfolge in das Her--/
zogthum Sachsen-Lauen bürg. Wichtiger aber war die
Aussicht auf eine Landervermehrung, als 1511 Herzog '
Wilhelm von Jülich und Berg ohne männliche Nach-
kommen starb. Sachsen hatte die mehrmals bestätigte
Anwartschaft auf diese Lande, dennoch wurde der Herzog
von Kleve damit belehnt und Sachsen mit der Ausflucht
beschwichtigt, daß es wegen seiner Ansprüche binnen 2 Jah-
ren befriedigt werden sollte, die Befriedigung erfolgte aber
nicht und Sachsen fuhr fort, seine Ansprüche zu betreiben,
ohne doch jemals zu seinem Rechte zu gelangen.
Die Hemmung eingeriffener Mißbräuche und Herstel-
lung guter Ordnung und Sitte ließ sich Kurfürst Fried-
rich vorzüglich angelegen seyn, und veranstaltete deshalb in
Gemeinschaft der albertinischen Linie auf dem Land-
tage zu Naumburg 1488 eine geschärfte Landes- und
Polizeiordnung; die Beobachtung der Feste und Feier-
tage, die Abstellung des unmäßigen Trinkens, der über-
triebene Kleideraufwand, die unmäßigen Schmaußercien,
die Hegung der Landstreicher und anderer Verbrecher, das
ungerechte Sportuliren der Advocaten, die zügellosen Sit-
ten der Geistlichen waren Gegenstände dieser Polizeiordnung
und ihre Uebertretung wurde mit harten Strafen belegt.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Main Naumburg Erfurt Sachsen-Lauen Sachsen Sachsen Sachsen Naumburg
162
und Wappen der Burggrafen zu Meißen. Schon 1659
hatte er die Güter der Familie Berbisdorf, die später
das Amt Laut erst ein bildeten, und zu gleicher Zeit von
dem Grafen zu Schönburg die obere Grafschaft und
einen Theil der Grafschaft Hartenstein gekauft.
Wohl nur des dadurch zu erlangenden Vortheils we-
gen bemächtigte sich August der Obervormundschaft über
die Kinder des Herzogs Johann Wilhelm von Wei-
mar 1573, zu welcher ihm kein Recht zustand, da der Ver-
storbene in seinem Testamente den Pfalzgraftn Ludwig
und den Herzog Alb recht von Mecklenburg zu Ober-
vormündern ernannt hatte. Er erlangte dadurch die Hälfte
der Grafschaft Henneberg nach dem Tode des letzten
Grafen Ernst 1583. Damit die tief verschuldeten gräflich
mansfeldischen Besitzungen, von denen ein Theil unter
sächsischer Landeshoheit stand, nicht in fremde^ Hände
gerathen möchten, brachte August, durch Verträge mit
Magdeburg und Halberstadt, die Sequestration der
Grafschaft Mansfeld an sich und erhielt dadurch seinen
Nachkommen diese Besitzungen. In einem Streite mit dem
Stifte Quedlinburg erwarb August 1574 J der Stifts,
steuern mit der Erbvogtei des Stiftes und mit Schloß und
Vozrei Lauenburg. Wichtige Erwerbungen waren die
drei Hochstifter, Merseburg 1561, Naumburg 1565
und Meißen 1581. Zwar wurden diese Stifte noch nicht
unmittelbar mit dem Kurstaate vereinigt, allein es mußten
stets zu Administratoren, Prinzen aus dem sächsischen
Hause, erwählt werden, und ihre Gebiete kamen unter kur-
fürstliche Verwaltung.
Wohlthätiger noch, wie durch seine Gebietserweiterun-
gen, wirkte Kurfürst August durch seine Verbesserung der
Gesetzgebung und Verwaltung seines Staates und hatte
darin unter allen Fürsten seiner Zeit seines Gleichen nicht.
Besonders rühmlich war es von ihm, daß er tüchtige Rätbe
und Beamte zu wählen, und ihren Rath wohl zu benutzen
wußte. Schon bald nach seinem Regierungsantritt mußte
ihm der Hofrichter Melch i o r von O sse, ein alter treuer
Diener, der schon unter vier Fürsten Sachsens gestam
den hatte, eine Schrift entwerfen, worin alles das enthalten
war, was dem Staate dienlich und nothwendig seyn konnte,
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Extrahierte Personennamen: August Johann_Wilhelm_von_Wei- Johann Wilhelm Ludwig Ludwig Ernst August August August Hofrichter_Melch
197
Eine Gelegenheit, die Stadt Erfurt an sich zu brin-
gen, wenigstens seine Rechte darüber zu erweitern, ließ Jo-
hann Georg H. nicht nur unbenutzt, sondern gab auch die
von Alters her schon besessenen gegen geringe Entschädigung
auf. Erfurt wollte sich reichsfrei machen, gerieth mit
Kurmainz darüber in Streit und wurde von dem Kaiser
1663 mit der Reichsacht belegt. Diese zu vollziehen, ge-
bührte dem Kurfürsten von Sachsen, der Kaiser trug sie
aber Kur Mainz auf, welches die Stadt mit Kapitulation
einnahm. Die kurfürstlichen Räche halten sich von Mainz
bestechen lassen und bewogen den Kurfürsten 1667 zu Pforte,
seinen Rechten zu entsagen. Dieser Kurfürst war so untha-
tig in Regierungsgeschäften und so schwankend in feiner
Politik als sein Vater. Seinen Ministern überließ er zu
viel freien Willen und soll ihnen sogar Bogen mit seiner
Namensunterschrift übergeben haben, auf die sie nach Gut-
dünken Befehle oder Verordnungen oder auch Verträge setzen
konnten. Für die Kaiserwahl Leopold's I. war er sehr
thätig, schloß aber 1664 und 1667 Verträge mit Frank-
reich und Schweden,, die allerdings nicht zum Vortheil
-des Reiches waren. Darauf schloß er aber ein Bündniß
mit dem Kaiser gegen Frankreich und sandte seinen Kur-
prinzen mit einem Heerhaufen von 6,500 Mann gegen die
Franzosen, die von 1673 bis 1679 im Felde standen;
dagegen nahm er keinen Antheil an dem Reichskriege, als
die Schweden Brandenburg überfielen, da ihm die
wachsende Macht des brand enburgischen Kurfürsten
zuwider war. Darauf verband er sich mit dem Kurfürsten
von Baiern und mit Frankreich gegen den Kaiser,
doch machte der nimweger Friede das Bündniß unnütz.
Dieser Fürst war ein großer Freund der Pracht und
der Lustbarkeiten und verwendete unermeßliche Summen dar-
auf, die alle das entkräftete Land aufbringen mußte. Um
die Noth des Landes und die Drangsale seines Volkes blieb
er unbekümmert, wenn es nur fein lustig und glänzend bei
Hofe zuging. Er hielt eine prächtig gekleidete und reich be-
soldete Leibgarde von 100 Mann, hatte eine ganze Schaar
Kammerherrn um sich, durch die er den ohnehin schon groß-
ßen Hofstaat vermehrte, und die Hoflustbarkeiten, als Jag-
den, Turniere, Thierhatzen, Feuerwerke, Maskenzüge, Opern,
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Extrahierte Personennamen: Georg_H.
Extrahierte Ortsnamen: Kurmainz Sachsen Mainz Mainz Schweden Frankreich Baiern Frankreich
264
I?n mit 2 Millionen 319,396 Seelen enthielt und spater
noch durch Abtretungen von Oestreich und Preußen
vergrößert wurde. Dieses neue Herzogthum war durch den
Krieg und die großen Schenkungen an französische
Marschalle völlig ausgesogen, und die Einkünfte, die dem
König als Herzog von Warschau zugewiesen waren,
hat er wohl nie völlig bezogen. Die Erwerbung des
cottbußer Kreises war ein offenbarer Verlust, denn durch
die Abtretung des Amtes Gommern, Ramis und
Elm enan, die Grafschaft B ar b y mit Ausnahme von
Walternienburg, das ganze sächsische Alansfeld
mit Ausnahme von Artern, Vockstadt und Born-
stadt und das Miteigenthum an der Grafschaft Tref-
furt und der Vogtei Dorla, verlor die sächsische
Staatskaffe an 60,000 Thlr. Einkünfte. Die Theilnahme
an der Schutzherrschast über Danzig gewährte nicht nur
keinen Vortheil, sondern mußte auch Sachsen in unange-
nehme Weiterungen mit Preußen bringen. Der einzige
wesentliche Vortheil für Sachsen waren die zollfreien
tandelsstaaten durch das preußische Gebiet zwischen
achsen und Polen. Schon gleich nach Abschluß des
Friedens von Tilsit, vom 13.bis22.Juli, erschien Napo-
leon zu Dresden, und ihm zu Ehren wurde der Orden
her Nautenkrone gestiftet. Vom 11. November bis 27.
December war Friedrich August selbst in seinem neuen
Herzogthum, um die Huldigung zu empfangen. Früher
schon am 2. October 1807 waren alle deutsche Beamte
7000 an der Zahl, der Stellen beraubt worden und dem
unglücklichen Preußen zugewendet worden. Friedrich
August handelte nicht aus eigenem Antriebe so hart, er
war durch den Ariedensschluß und die Verfassung des Her-
zogthums dazu gezwungen worden.
Wie uneigennützig Friedrich August sein neues
Herzogthum verwaltete, geht daraus hervor, daß er nicht
das Mindeste von den ihm ausgesetzten 7 Millionen nach
Sachsen zog, sondern aus eigenem Vermögen fast 5 Mil-
lionen dem warschauer Staatsschatz vorschoß, und end-
lich sogar 2^ Millionen polnischer Gulden aus den
sächsischen Staatskassen nach Warschau sandte, die
erst sein Nackfolger ersetzt erhielt. Eine feindselige Maßre-
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Friedrich_August Friedrich August Friedrich Friedrich August Friedrich_August Friedrich August
I. Heinrich der Erste, der Deutsche. 3
B. Die fünf Herzogtümer.
Je weniger die Könige ihrer Aufgabe, das Reich nach außen zu schirmen und im Innern in Ordnung zu erhalten, genügen konnten, desto mehr sahen sich die einzelnen Stämme veranlaßt, ihre Ordnungen selbständig zu schützen, und desto mehr zogen einheimische Männer, die durch Geburt, Reichtum und kriegerische Tüchtigkeit hervortraten, die Augen ihrer Stammesgenossen auf sich. Sie übernahmen mit dem Titel Herzog die Verteidigung des Stammgebietes gegen äußere Feinde, und ganz von selbst fielen ihnen allmählich die Königsrechte, vielfach auch das Königsgut, innerhalb ihres Stammes zu, als dessen Vertreter sie den benachbarten Stämmen, ja sogar den ostfränkischen Königen gegenüber traten. So entstanden fünf Herzogtümer.
Das Gebiet der Baiern umfaßte die Hochebene südlich der Donau zwischen Lech und Enns, erstreckte sich aber auch tief in die Alpen hinein und hatte sich in ihnen und der Donau entlang weit nach Osten vorgeschoben; Regensbur^ war die Hauptstadt. In unermüdlichem, freilich meist unglücklichem Kampfe führten die Herzöge, die Ahnen der heutigen Wittelsbacher, den bairischen Heerbann gegen die Magyaren.
Al ernannten oder Schwaben ist das Land am Oberlauf der Donau und am Oberrhein und Bodensee samt der östlichen Schweiz; Augsburg, Konstanz, Basel,. Straßburg sind schwäbische Städten Die Herzöge hatten ihren Lieblingssitz auf dem ^Hol^entwiel.
Lotharingien umfaßte neben germanischen Landen mit den Städten Köln. Trier, Aachen, Lüttich auch romanische Gebiete mit den Städten Meft, Soul, Verdun.
Franken dehnte sich wie ein breites Band vom Fichtelgebirge dem Main entlang westwärts bis über den Rhein; Mainz,
§ grins und Spe^ex. waren ebensogut fränkische Städte wie ürzburg, Forchheim und später Nürnberg. Um die Herzogs-roürbe entbrannte ein wilder Kampf zwischen den Babenbergern vom oberen Main und den rheinischen Konradinern. Da dieje Verwandte des Königshauses und Schützlinge des mächtigen Erzbischofs Hatto von Mainz waren, behielten sie die Oberhand und bereiteten dem babenbergischen Hause einen blutigen Untergang.
Das Land der Sachsen erstreckte sich über die norddeutsche Tiefebene von der Küste bis zum Harz und über diesen hinaus bis zur Unstrut. In den unaufhörlichen Kämpfen gegen Normannen und Slawen trat an die Spitze des kriegerischen Stammes
l*
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Nürnberg Hatto_von_Mainz
Extrahierte Ortsnamen: Baiern Donau Donau Schwaben Donau Konstanz Basel Aachen Verdun Main Rhein Mainz Forchheim Main Sachsen
Xi. Die deutschen Städte. 59
Marken als erledigt erklärte und mit großer Kriegsmacht in dieselben einfiel. Als er (1296) das tapfer verteidigte Freiberg erobert und sechzig seiner Bürger hatte enthaupten lassen, übergab Friedrich, um die übrigen zu retten, die ihm noch verbliebenen Burgen, darunter auch Meißen, und ging landflüchtig an den Hof seines Schwagers, des Herzogs von Kärnten. Diezmann aber verkaufte seine Ansprüche auf die Lausitz an die branden-burger Markgrafen, bei denen er eine Zuflucht fand. Am Ende des dreizehnten Jahrhunderts hatte das Haus Wettin alle seine Gebiete verloren.
Xi. Die deutschen Städte.
A. Sntstebung der deutschen Btädte.
Das ostrheinische Deutschland hatte zur Karolingerzeit keine Städte; nur entlang dem Rheine und der Donau hatten sich, wenn auch verödet, die alten Römerstädte erhalten, die zugleich meistens Sitze von Bischöfen waren. Als nun die Bevölkerung mächtig zunahm, füllten sich die Mauern rasch von neuem, und entlang den alten Handelswegen beider Flüsse wuchs eine lange Reihe volkreicher Städte heran: Konstanz, Basel, Straßburg, Speyer, Worms, Mainz, Köln, Augsburg, Regensburg, Passau, Salzburg.
Die in die Städte Einwandernden suchten vor allem dort die Sicherheit für sich und ihre Habe, die ihnen das flache Land nicht bieten konnte; sie hofften aber auch durch Teilnahme an dem regeren Leben der Städte wirtschaftlich in die Höhe zu kommen. Und diese Hoffnung erfüllte sich mit jedem Jahre mehr, als Deutschland in den Welthandel hereingezogen wurde und durch die Kreuzzüge, wie durch die Verbindung mit Italien das Handels- und Erwerbsleben gefördert wurde. Nunmehr entstanden Städte auch im übrigen Deutschland.
Viele Städtegründungen schlossen sich an eine Festung (Goslar, Quedlinburg, Merseburg, Naumburg, Meißen, Bautzen s. I D) oder an Pfalzen an, bald an die des Königs (Frankfurt a. M., Ulm, Nürnberg), bald an die eines Fürsten (Braunschweig) oder eines Bischofs (Magdeburg, Halberstadt) oder an ein Kloster (Pegau). Am Fuße der Mauern bildete sich eine Niederlassung, die selbst schließlich mit einer Mauer umgeben und so zum geschützten Wohnorte der Bürger wurde. Die Abhaltung von Märkten, von kirchlichen und weltlichen Festen und von Gerichtshandlungen lenkten immer neue Ströme von Einwanderern herbei, und die wachsende Menschenmenge bot einem jeden lohnenden Verdienst.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
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Extrahierte Personennamen: Freiberg Friedrich Friedrich Diezmann
Extrahierte Ortsnamen: Haus_Wettin Deutschland Rheine Donau Konstanz Basel Straßburg Speyer Worms Mainz Augsburg Regensburg Salzburg Deutschland Italien Deutschland Goslar Quedlinburg Merseburg Naumburg Bautzen Frankfurt_a._M. Ulm Nürnberg Magdeburg Halberstadt